Topografie
Die Gemeinde Baiern liegt im südlichsten Eck des Landkreises
Ebersberg. Mischwälder, Wiesen, Äcker und Filzen prägen die vom
Inntalgletscher vorgeschobenen Moränenhügel, deren höchster sich 610 Meter über dem Meeresspiegel erhebt. Auf der knapp 20
Quadratkilometer großen Gemeindeflur fügen sich harmonisch 12
Einöden, 11 Weiler und 10 Dörfer in die Voralpenlandschaft ein.
Die 1400 Einwohner leben zu ? % von der Landwirtschaft, ? % vom
Handwerk, oder pendeln in die 40 Kilometer entfernte
Landeshauptstadt. Das Gemeindegebiet ist mit Buslinien an das
öffentliche Nahverkehrssystem Münchens angebunden.
Schlagadern des Verkehrs sind die Kreisstraße EBE 15 von Nord
nach Süd und die Staatsstraße 2079 (München – Rott am Inn) in
ost-westlicher Richtung.
Da es keinen Ort mit dem Gemeindenamen gibt, wurde im zentral
gelegenen Kulbing 1963 die Gemeindeverwaltung eingerichtet.
Die seit 1830 bestehende Volksschule Baiern verlor 1975 ihre
Selbstständigkeit und wurde in den Schulverband Glonn
eingegliedert. Im 1960 und 1966 erbauten Schulhaus in Antholing
sind offiziell 4 Klassen (1 bis 4) der Volksschule Glonn „ausgelagert“.
Europaweit bekannt wurde die Bairer Schule ab 1987 durch den
„Ländlichen Öko-Garten“. Dieser war Beitrag der Bundesrepublik
Deutschland für das OECD-Projekt „Environment and School
Initiatives“. Noch vor der Konferenz von Rio wurden bei der
Gestaltung des Schulgartens von den Kindern, Eltern, den Vereinen
und der Gemeinde die Prinzipien der späteren Agenda 21
verwirklicht.
Von 1905 bis 2005 wurden im Piusheim männliche Jugendliche
betreut. Unter der Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge
wurden im Heim differenzierte Maßnahmen der Jugendhilfe
angeboten. Eine Förderstätte für psychisch kranke Erwachsene war
angeschlossen.
Wappen
Die von der Generaldirektion der
staatlichen Archive 1970 genehmigte
Wappenbeschreibung lautet: „Über von
Blau und Silber gespaltenem Dreiberg,
gespalten von Silber und Blau, vorne
übereinander zwei rote Rosen, hinten ein
goldener Birkenzweig mit zwei Blättern.“
Der Dreiberg symbolisiert die hügelige Lage der Gemeinde in der nacheiszeitlichen Moränenlandschaft; die heraldischen Rosen stammen aus dem Wappen des Klosters Weihenstephan, das bis zur Säkularisation größter Grundbesitzer in der Gemeinde war; der Birkenzweig verweist auf Berganger, den ältesten Ort der Gemeinde, der ursprünglich Birkenanger hieß.
Geschichte
Der Gemeindename Baiern ist vom häufig gebrauchten
althochdeutschen Wort bur in der Bedeutung Haus abgeleitet.
Die Häufung des Ortsnamens Beuern, Beuren oder Baiern
veranlasste im Mittelalter vornehmlich kirchliche Stellen zwecks
besserer Unterscheidung, den Kirchenpatron voran zu stellen.
Der Weiler Jakobsbaiern war somit Namensgeber für die gesamte
Gemeinde.
Von den ersten Menschen zeugen Werkzeugfunde im Moorgebiet
des Glonntals. Ein Steinbeil ist der Jungsteinzeit zuzuordnen,
ein Randleistenbeil der Bronzezeit. Die kriegerischen Kelten
hinterließen nur den Namen für das Flüßchen Glonn, das einige mit
„die Klare“, Keltenforscher aber mit „Tal“ übersetzten.
Bereits 776/778 wird eine neuerbaute Kirche in „Perhhanga“
(Berganger, ursprünglich Birkenanger) dem Bischof Aribo von
Freising geschenkt. Wohl weil das Kirchlein zu klein wurde,
errichteten die Bergangerer 1489 einen gotischen Tuffquaderbau
mit Netzgewölbe. 1895 hielt die Neugotik Einzug und veränderte
auch die Turmspitze.
846 erscheint in den Freisinger Traditionen erstmals der Ort
„Puurron“. Und weil es so viele gleichnamige Orte gab,
wurde 926/37 daraus zwecks genauerer Lagebestimmung
„Hangentinpurun“ (Baiern am Hang). 1294 wird erstmals von einer
Kirche berichtet, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts baufällig und
1908 abgebrochen wurde. Nur der erst 1878 neu erbaute Turm
blieb stehen und dürfte damit eine bayerische Rarität sein.
Platz für eine größere Kirche bot das nahe gelegene Antholing.
Was die 500-Seelen-Pfarrgemeinde ab 1908 dort schuf ist
besonders hervorzuheben: Ein weithin sichtbares Gotteshaus,
das Kenner sowohl von der Architektur wie auch von der
Innenausstattung als gelungenste Neubarockkirche des Erzbistums
loben.
Versteckt in den Wäldern künden eigenartige Wälle von unsicheren
Zeiten. Drei Fliehburgen auf Bergspornen mit Halsgräben und
palisadengekrönten Wällen schützten im Mittelalter (hoffentlich)
Menschen, Vieh und Getreide vor den beutegierigen Reiterhorden
aus dem Osten.
Nach der Säkularisation konnten viele Bauern ihre Höfe aus
ehemaligem kirchlichen Besitz erwerben. Vier Bauern kauften dazu
noch ihre Kirche. So blieb ein barockes Kleinod in Weiterskirchen
der Nachwelt erhalten.
In Berganger ziert eine außergewöhnliche Uhr mit Schlagwerk die
Fassade des Mittermaierhofes. Sie wurde 1591 von den auf einer
Wallfahrt befindlichen Herzögen Wilhelm V. und Maximilian I.
zum Dank für die Gastfreundschaft gestiftet.
Die Schweden- und die Frauenbründlkapelle sind Relikte des
Dreißigjährigen Krieges und wurden von den Bergangerern zum
Dank errichtet, weil sie vom Krieg und vor der Pest verschont
blieben.
In einer Urkunde das Jahres 1810 werden die 36 Einöden, Weiler
und Dörfer erstmals zum Steuerdistrikt „Bayern in Altbaiern“
(Schreibweise heute genau umgekehrt) zusammen gefasst.
Die Gebietsreform bescherte der Gemeinde Baiern einen Platz in
der Verwaltungsgemeinschaft Glonn. Die Bairer konnten damit zum
größten Teil ihrer Selbstständigkeit bewahren.
Etliche Bauernhöfe der Gemeinde werden bereits im herzoglichen
Steuerbuch von 1417 erwähnt. 600 Jahre hatte sich die Gemeinde
kaum verändert. Die Nachkriegszeit brachte einen Wandel in der
Landwirtschaft und damit eine Veränderung der harmonisch
strukturierten Voralpenlandschaft. Wesentlichere Auswirkungen –
auch auf das soziale Gefüge der Gemeinde Baiern – hatte jedoch d
ie Ausweisung von Baugebieten in Antholing und Berganger.
Hier entstanden nach dem Einheimischenmodell knapp 100 vom
alpenländischen Stil geprägte Einfamilienhäuser.
Günter Staudter
ehem. Lehrer der Bairer Grundschule und Chronist der Bairer Gemeinde